2021 wird Laura Süßemilch noch lange in Erinnerung bleiben. Wir haben das Radsport-Talent, die ihre Ausbildung zur technischen Produktdesignerin bei der SHW absolviert hat, in Bad Schussenried zum Interview getroffen und mit ihr über die steile Karriere, Olympia und ihre weiteren Pläne gesprochen.
LK: Laura, wann bist du das erste Mal in die Radsportwelt eingetaucht?
Mein Bruder ist damals mit 8 oder 9 Jahren sein erstes Rennen gefahren, in Bad Schussenried. Und natürlich: Was der große Bruder macht, will die kleine Schwester auch. So sind wir dann beim RSC Biberach gelandet, wo ich jetzt noch immer Mitglied bin.
LK: Und seitdem hat dich das Fieber gepackt?
Erstmal war das nur ein Hobby. Ich habe nie gedacht, dass ich das einmal so lange machen würde. Es kam dann aber so, dass ich früh in die Nationalmannschaft aufgenommen wurde und dann wollte ich mehr. Da war es für mich super, dass ich meine Ausbildung bei der SHW machen konnte, weil ich seitens der Firma sehr unterstützt wurde. Training, Arbeit und die vielen Rennen – das war zeitlich sehr schwierig.
LK: Und nach deiner Ausbildung?
Damit ich weiter dem Radsport nachgehen konnte, habe ich von der SHW einen Halbtagsvertrag bekommen, was für mich wunderbar funktioniert hat. 2018 bin ich dann schließlich zur Bundeswehr gegangen, um mich noch mehr auf den Sport zu konzentrieren.
LK: Wie bist du in die deutsche Frauen-Vierer-Mannschaft reingekommen, die kürzlich zur „Mannschaft des Jahres“ gekürt wurde und damit dem FC Bayern München gefolgt ist?
Das war ein langer Weg. Ich habe mich vom Junioren-Team in die zweite Mannschaft hochgearbeitet und fuhr dann einen richtig guten Weltcup in Hong Kong. Daraufhin bin ich dann mit Hilfe meines Trainers in die erste Mannschaft aufgestiegen. Da waren wir immer zu siebt und sind viel um die Welt gereist.
LK: Und dann bist du auch zu den Olympischen Spielen in Tokio (2021) geflogen.
Genau. Leider hatte ich davor im Winter ziemliche Probleme mit meinem Rücken. Deshalb konnte ich kein Krafttraining machen, was auf der Bahn allerdings enorm wichtig ist. Ich habe dann darum gekämpft, als Fünfte mitfliegen zu dürfen, um den Fuß in der Tür zu haben. Deshalb sehe ich es überhaupt nicht als Niederlage, „nur“ als Ersatz dabei gewesen zu sein, sondern eher als Ansporn. Dass es am Ende dann auch noch so kam, dass ich bei der EM und WM fahren durfte und schlussendlich gewonnen habe, damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet.
LK: Wie war das, als du bei der WM im finalen Rennen um Gold gekämpft hast?
Ich war sehr aufgeregt und habe probiert, mich zusammenzureißen und voll zu fokussieren. Im Rennen selbst habe ich vom Drumherum rein gar nichts mehr mitbekommen. In den finalen Momenten habe ich mich sehr gequält und dachte mir nur: „Reiß dich zusammen! Wenn wir jetzt stürzen, ist alles vorbei.“ Als mein Team dann schon ein paar Meter vorm Ziel zu jubeln begann, bin ich noch eine halbe Runde weitergefahren, bis ich den Sieg realisieren konnte.
LK: Möchtest du wieder einmal in deinen alten Beruf zurückkehren?
Das kann ich mir absolut vorstellen. Nur Sport allein ist mir auch jetzt schon zu wenig. Ich muss auch immer etwas für den Kopf machen, für die Zeit danach. Jetzt mache ich gerade noch mein Fernabitur, vielleicht folgt dann noch ein technisches Studium. So bin ich dann flexibel für die Zeit danach.