Soziale Verantwortung zeigen: SHW Automotive GmbH übergibt Sachspende an die Habila GmbH

Soziale Verantwortung zeigen: SHW Automotive GmbH übergibt Sachspende an die Habila GmbH

Wolfgang Plasser im Interview: Mit Teamgeist und Motivation auf ein spannendes Jahr 2023

2022 war für viele Unternehmen eine bewegte Zeit. Der Krieg in der Ukraine hat die Wirtschaft vor ungeahnte Herausforderungen gestellt – vor allem im Bereich der Energieversorgung. Wir haben uns mit Wolfgang Plasser, dem CEO der SHW, über die Herausforderungen und Highlights des vergangenen Jahres unterhalten und ihn gefragt, was uns im Jahr 2023 erwarten wird.

Sehr geehrter Herr Plasser, 2022 war ein sehr turbulentes Jahr, das auch uns gefordert hat. Als weltweit agierendes Unternehmen haben wir dennoch vieles geschafft. Auf welche Highlights blicken Sie zurück?

Die SHW wurde von den Auswirkungen des Krieges sehr stark getroffen. Nicht nur der Strompreis ist enorm gestiegen, sondern auch die Kosten für sehr viele Rohstoffe. Wir hatten Kostensteigerungen von über 40 Millionen Euro zu verzeichnen und der Vertrieb war mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, diese Mehrkosten bei den Kunden einzutreiben. Im ersten Halbjahr waren die meisten Kunden nicht gesprächsbereit und es hat einige Zeit gedauert diese Gesprächsbereitschaft herzustellen. Manchmal auch mit sehr groben Maßnahmen. Und am Ende haben auch die Kunden eingesehen, dass kein Weg an Preissteigerungen vorbeiführt. Aber das war eine tolle Leistung der Vertriebsmannschaft.

Es gibt auch viele weitere Highlights: Im Bremsscheibenbereich haben wir so viele Neuaufträge geholt wie noch nie. Und zwar fast ausschließlich im Bereich der Verbundbremsscheiben, also im hochwertigen Bereich. Dadurch konnten wir 30 Mio. jährliches Zusatzgeschäft an Land ziehen, was natürlich eine sehr erfreuliche Summe ist.

Auch im Pumpenbereich waren wir 2022 erfolgreich: Wir haben den Zuschlag für die Entwicklung des Ölkühlmoduls für die neue Generation der Elektrofahrzeuge eines Premiumherstellers erhalten. Wir konnten uns dabei gegen einen sehr namhaften Wettbewerber durchsetzen. Jetzt ist es unsere Aufgabe, das Tempo bei der Entwicklung hoch zu halten. Zwar dauert es noch, bis wir die ersten Komponenten ausliefern, aber mit diesem Ölkühlmodul ist uns der Schritt vom reinen Komponentenhersteller zum Systemlieferanten gelungen.

Erfreulich ist auch unsere Entwicklung in Kanada. Dort konnten wir 2022 ein starkes Wachstum verzeichnen. Für 2023 sind bereits große Pumpenaufträge für namhafte Kunden in der Pipeline. Personell hat sich ebenfalls einiges getan: Mit dem neuen General Manager Herrn Rotermann und dem neuen Werksleiter Herrn Dr. Gärtner verstärken zwei bereits im Konzern bekannte Personen das Team am Standort Toronto, die noch enger mit den Kollegen aus Bad Schussenried zusammenarbeiten werden.

Im Truck und Off-Highway-Bereich konnten wir im vergangenen Jahr wieder einen Rekordumsatz erzielen. Und diese positive Entwicklung wird sich auch 2023 fortsetzen.

Besonders beeindruckt war ich aber von der Einsatzbereitschaft und dem Fleiß der Kollegen in China. Durch die Zero-Covid-Politik bzw. deren Maßnahmen haben vor Ort teilweise katastrophale Zustände geherrscht, wo die Bevölkerung mehrere Wochen in ihren Wohnungen eingesperrt war. Wir waren bei den ersten Unternehmen, die im Mai nach dem generellen Lockdown im Großraum Shanghai in einem sogenannten closed loop Betrieb wieder starten konnten. Wir haben im Werk sehr einfache, provisorische Duschen und Schlafplätze errichtet und ca. 40 % der Belegschaft waren freiwillig Tag und Nacht im Werk, durften nicht hinaus und haben mehrere Wochen im Unternehmen gelebt.

Neben diesen zahlreichen Erfolgen, gab es etwas, das vergangenes Jahr nicht so gelungen ist?

Ja, natürlich gibt es in einem so großen und international tätigen Konzern auch Bereiche, die nicht so gut gelaufen sind. In der Pulvermetallurgie am Standort Aalen war das letzte Jahr ein sehr schwieriges Geschäftsjahr. Dort haben wir Verluste eingefahren. Ich bin sehr froh, dass Anton Hirschmann, COO der Pankl AG, im Dezember die Werksleitung vor Ort übernommen hat und nun gemeinsam mit dem Team vor Ort, die Komplexität aus den Prozessen zu nehmen. Erste Erfolge konnten bereits erzielt werden. Wichtig ist uns, dass die Veränderungen natürlich nachhaltig und dauerhaft zu einer Stabilisierung führen. Da haben wir noch ein ordentliches Stück des Weges zu gehen. Und wenn Alle sehr sorgfältig und konsequent arbeiten, dann kann der Turnaround auch gelingen.

Ende dieses Jahres ist die Eröffnung eines Bremsscheibenwerks in China geplant. Warum haben wir uns für diesen Standort entschieden und was erhoffen wir uns davon?

China ist in vielerlei Hinsicht ein sehr attraktiver Markt für uns: Es ist der größte Automobilmarkt der Welt und unsere Verbundbremsscheibe ist einzigartig, so eine Qualität gibt es derzeit auf dem chinesischen Markt nicht. Ich bin überzeugt, dass das Werk eine Erfolgsgeschichte wird. Derzeit werden die notwendigen Maschinen beschafft, bis Ende des Jahres wollen wir das Werk hochfahren und mit Anfang 2024 anfangen zu produzieren.

Im Jahr 2020 wurde innerhalb der SHW der Entschluss gefasst, mit einer eigenständigen Brand erstmals in den Aftermarket einzutreten, was sich als totaler Erfolg entwickelt hat. Welche Pläne verfolgen wir mit SHW Performance?

SHW Performance hat sich in den letzten zwei Jahren sehr erfolgreich entwickelt. Man muss sich vorstellen, dass wir mit nur zwei Mitarbeitern gestartet sind – und sonst nichts. Durch die Unterstützung im Konzern, insbesondere durch CP Carrillo, konnten wir relativ schnell auf dem US-Markt präsent sein. Letztes Jahr konnten wir bereits 9 Millionen Umsatz generieren. 2023 hat auch schon gut begonnen. Wir haben bereits erste Aufträge von weitere Großkunden erhalten, 2 davon in den USA und einen von einem großen chinesischen Kunden.

Mittelfristig glaube ich schon, dass wir 20 % des Umsatzes im Bremsscheibenbereich im Independent Aftermarket (IAM) machen können.

Wir haben jetzt auch eine eigene, flexible Fertigungslinie für die etwas kleineren Produktionslose im IAM-Bereich bekommen und werden damit künftig auch die Lieferperfomance verbessern. Wichtig ist auch, dass wir smart verkaufen und produzieren, das heißt, dass wir uns auf hochvolumige Scheiben konzentrieren, damit das IAM Produktportfolio nicht zu breit wird.

Welche sonstigen Aufgaben kommen auf die SHW noch zu?

Das Ölkühlmodul-Projekt ist für die SHW deshalb so wichtig, weil wir die Elektromotoren selbst fertigen wollen, ohne auf externe Zulieferer zurückzugreifen. In unserer Strategie 2030 haben wir festgelegt, dass wir den Wertschöpfungsanteil bzw. die Wertschöpfungstiefe im Bereich der Elektromobilität ausbauen wollen. Mit dem Aufbau der Kompetenzen haben wir bereits begonnen, denn wir brauchen natürlich die richtigen Leute im Team. Außerdem sind wir gerade in der Anlagenauswahl, im Laufe des Aprils soll die Entscheidung fallen.

Ebenfalls im vergangenen Jahr haben wir in Bad Schussenried über 30.000 m² für unser künftiges E-Mobilitätszentrum erworben – direkt gegenüber dem bestehenden Werk. In der ersten Ausbaustufe wird dort eine Produktionshalle inklusive Büroflächen entstehen. Wir befinden uns noch in der Planungsphase, die wir voraussichtlich im 2. Quartal abschließen werden. Wann wir mit der Fertigstellung rechnen, möchte ich aufgrund der wirtschaftlichen Situation noch nicht sagen. Ursprünglich war ich davon ausgegangen, dass wir Ende 2023/Anfang 2024 fertig werden, aber im Moment sehe ich das nicht.

Aber es gibt natürlich auch andere Aufgaben, die auf uns zukommen werden. Vor allem muss ich sagen, dass wir unsere Strategie etwas geändert haben. Gerade im Pumpenbereich haben wir den Akquisitionsdruck im Vertrieb bewusst zurückgenommen und haben eine reduzierte Liste von nicht ganz 70 Mio. Durchschnittsvolumen, auch weil wir in diesem Jahr schwierige Gespräche mit unseren Kunden führen wollen, um unsere Auftragslage langfristig zu verbessern. In den letzten 12 Monaten haben wir bei SHW massiv unter den unzuverlässigen Abrufen unserer Kunden gelitten. Mal gingen sie nach oben, dann nach unten, kurzfristig nach oben und dann wieder nach unten. Um dem zu begegnen, haben wir bereits in unseren Verträgen eine Frozen Period vereinbart, die eigentlich regelt, ab wann Abrufe nicht mehr aus dem System genommen werden können. Wir haben aber gesehen, dass in dieser Zeit trotzdem Bestellungen geändert wurden. Deshalb wollen und müssen wir diese schwierigen Gespräche mit unseren Kunden führen, damit diese Schwankungen nicht weitergehen und wir bei Nichteinhaltung auch die Fixkosten tragen, die dadurch entstehen. Denn wir sind ein Unternehmen mit einer großen Verantwortung gegenüber unseren Lieferanten, aber auch gegenüber unseren Mitarbeitern.

Die Zukunft birgt viele Herausforderungen, die neue Kompetenzen im Unternehmen erfordern. Wie gelingt uns der Aufbau mit neuen Mitarbeitern?

Die Ausbildung hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Wir wollen die Anzahl der Lehrlinge weiter erhöhen. In Österreich haben wir in den letzten Jahren immer rund 10% der Belegschaft als Lehrlinge ausgebildet. Diese Größenordnung wollen wir mittelfristig auch in Deutschland erreichen.

Wir setzen zudem sehr stark auf Kooperationen mit den umliegenden Hochschulen, die wir natürlich weiter ausbauen wollen. Ich möchte auf jeden Fall mehr Praktikumsplätze anbieten, auch im Werkstudentenbereich möchte ich junge, motivierte Leute einstellen, die an spannenden Mobilitätsprojekten – vor allem im Bereich der Elektromobilität – mitarbeiten und Berufserfahrung sammeln.

Darüber hinaus bieten wir die Ausbildungsform „Studium Plus“ an. Jugendliche mit Abitur oder Fachhochschulreife können parallel zur Ausbildung ein Bachelorstudium in Kooperation mit Hochschulen absolvieren. Dies bieten wir in den Bereichen „Mechatronik und Digitale Produktion“ und „Maschinenbau mit Ausbildung zum Industriemechaniker“ an.

Die SHW ist ein sicherer und krisenfester Arbeitgeber. Ich denke, das haben wir in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis gestellt. Außerdem haben junge Menschen bei uns die Chance, die Zukunft der Elektromobilität maßgeblich mitzugestalten.

2023 wird ein spannendes Jahr für die SHW werden. Möchten Sie abschließend noch etwas sagen, Herr Plasser?

Ich möchte erwähnen, dass wir bei der SHW wirklich eine großartige Mannschaft haben, die sehr motiviert ist und gute Arbeit leistet. Wir haben uns in den letzten Jahren trotz Krisen, Covid und Co. gut geschlagen. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren in allen Bereichen etwas bessere Ergebnisse zu erreichen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird.

Lieber Herr Plasser, vielen Dank für das spannende Interview.