Teamwork und Beständigkeit: Wolfgang Plasser blickt auf das Automotive-Jahr 2024

Die europäische Wirtschaft befindet sich in einer Rezession. Für die SHW wird das kommende Jahr sehr spannend werden. Wir haben mit Wolfgang Plasser über 2023 reflektiert und über geplante Vorhaben für dieses Jahr gesprochen.

Herr Plasser, das vergangene Jahr war ein sehr herausforderndes für die SHW. Auf welche Highlights – positive als auch negative – blicken Sie zurück? 

Besonders erfreulich war für mich, dass es gelungen ist Sebastian Rotermann nach Deutschland zurückzuholen, wo er seit 01. September 2023 als zusätzliches Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der SHW Automotive tätig ist. Er hat mit seiner konsequenten Art in China und Kanada großartige Erfolge erzielt und die beiden Werke in kürzester Zeit saniert und profitabel gemacht. Er kennt das Werk in Bad Schussenried sehr gut und ich bin überzeugt, dass er auch in der neuen Funktion sehr gute Impulse setzen wird.

Dann möchte die hervorragende Entwicklung in der Pulvermetallurgie in Wasseralfingen hervorheben, wo wir den Turnaround geschafft haben. Gratulation an das gesamte Team, das unter der Führung von Anton Hirschmann enorme Fortschritte und hohe Produktivitätsverbesserungen erreicht hat. Ich war vor kurzem im Werk und war sehr beeindruckt, von den erzielten Verbesserungen, der Produktivität, der jetzt vorhandenen Transparenz, der Organisation, der Sauberkeit und vom neuen Spirit der gesamten Mannschaft. Erfolg macht Appetit auf mehr Erfolg. Dieses Niveau gilt es jetzt natürlich auch in den Folgejahren zumindest zu halten, und Schritt für Schritt auch noch weiter zu verbessern.

Besonders herausfordernd war und ist die Situation in Bad Schussenried. Das ist eng verknüpft mit der schwierigen Lage der europäischen Automobil-Zulieferindustrie. Die gesamte Branche kämpft mit Überkapazitäten, zu hohen Kosten (Personal, Energie, Zukaufteile, Zinsen) und mit intensivem Druck von asiatischen Wettbewerbern. Da in Europa die Vor-Corona-Mengen nicht mehr erreicht werden und Marktanteile aufgrund der scharfen Wettbewerbssituation nicht gewonnen werden können, sind Kapazitätsanpassungen unausweichlich, auch bei uns. Gleichzeitig waren wir in den letzten Jahren in einigen Bereichen Bad Schussenried nicht effizient genug. Wir müssen daher sowohl im direkten aber auch im indirekten Bereich die Produktivität deutlich steigern. Aber auch die Beschaffungskosten müssen wir reduzieren. Vorbild sind unsere profitablen ausländischen Standorte in Kanada und China, die zum Beispiel das Vormaterial kostengünstiger einkaufen. Auch unsere Pulvermetallurgie in Wasseralfingen hat eindrucksvoll gezeigt, dass man auch in Deutschland sehr effizient fertigen kann. Wir haben daher, unter der Führung unseres COO Sebastian Rotermann, ein umfangreiches Restrukturierungsprojekt unter dem Namen „Fit für 2025“ gestartet. Ich bin zuversichtlich, dass uns mit Fleiß, Konsequenz und sorgfältiger Arbeit auch da der Turnaround gelingen wird.

Positiv möchte ich noch hervorheben, dass die Entwicklung des Thermal Management Moduls sehr gut voranschreitet und planmäßig läuft. Hier haben Entwicklung, Verkauf, Programmmanagement, Einkauf und IE sehr gut zusammengearbeitet. Sehr gut haben sich auch die Pumpen-Standorte in China und Kanada entwickelt.  

Ein weiterer wichtiger Erfolg, war auch, dass es unserem CFO, Herrn Karazmann gemeinsam mit seinem Team gelungen ist, das Refinanzierungspaket der SHW frühzeitig zu verlängern.

Wenig erfreulich war letztes Jahr die Situation im Bremsscheiben-Bereich, wo wir mit der Verbundbremsscheibe zwar ein fantastisches Produkt haben, aber dennoch in eine Art Catastrophic Success geschlittert sind. Die Kombination von vielen neuen Aufträgen, sehr hohen Abrufen, sowie Verzögerungen bei der Lieferung und Inbetriebnahme neuer Anlagen, haben zu enormen Problemen geführt. Im Herbst waren wir bei vielen Kunden in einer Art Engpasssteuerung. Dadurch waren viel zu viele kurzfristige Rüstvorgänge notwendig, was wiederum die Produktivität massiv belastet hat. Hohe Sonderkosten und viele Sondertransporte waren notwendig. Gottseidank konnten wir in den letzten Wochen durch eine Vielzahl an Maßnahmen deutliche Fortschritte erzielen.

Gibt es aus Ihrer Sicht Maßnahmen oder Stellschrauben, an denen die EU oder Deutschland drehen könnte, um irgendwann wieder in Europa einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen?

Zu einem Wettbewerbsvorteil gegenüber asiatischen Produzenten in absehbarer Zeit wird es glaube ich nicht kommen. Die Nachteile am europäischen Markt könnte man aus meiner Sicht durch kluge Politik mildern, wie zum Beispiel beim Thema der Energiekosten: Energie ist für die Herstellung von Gusswerkstoffen oder Metallerzeugnissen im Allgemeinen von wesentlicher Bedeutung. Dabei müsste man aus meiner Sicht den Strompreis vom Gaspreis entkoppeln. Deutschland hat auch eine Diskussion über einen Industriestrompreis gestartet. Das wäre wahrscheinlich gar nicht notwendig, wenn die Energiewende in einem etwas verträglicheren Tempo angestrebt würde. Es ist zu befürchten, dass in Europa durch die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur für diese Energiewende, die Preise auch in den nächsten 15 Jahren deutlich höher sein werden als im Rest der Welt, wie in den USA, China oder Indien. Diese Länder setzen die Energiewende langsamer mit mehr Augenmaß um.

In der EU wird zwar versucht, mit dem Carbon-Zoll einen Ausgleich für Produkte aus Ländern mit höheren Emissionen zu schaffen. Aber das ist eine sehr komplexe Regelung und ob diese tatsächlich auch so funktioniert und zumindest mittelfristig greift, bleibt dahingestellt. Jetzt werden viele Investitionen von europäischen Unternehmen außerhalb Europas realisiert. Und diese Werke werden nicht zurückkommen und werden langfristig bei uns fehlen. Meines Erachtens sollte man die Energiewende mit mehr Hausverstand durchführen und nicht so dogmatisch. Europa betreibt derzeit eine Klimapolitik, die uns wirtschaftlich schadet, und dem Klima nicht hilft.

2023 war bei der SHW auch ein Jahr des globalen Austausches: Wie hat das funktioniert? Arbeitet die SHW international noch enger zusammen?

Diese weltweite Kooperation zwischen den Pumpen-Standorten oder Bremsscheiben war sehr eng und sehr gut. Dabei sind die Werke weltweit immer in enger Abstimmung mit dem Headquarter. Durch gute Zusammenarbeit versuchen wir, Probleme an einem Standort mit konzernweitem Know-how zu lösen. In Kanada hatten wir zum Beispiel Probleme, qualifizierte Instandhalter zu bekommen. In Deutschland haben wir ein Programm gestartet, wo wir gut ausgebildete Fachkräfte nach Kanada entsendet haben. Wir konnten damit schon große Erfolge und Produktivitätsfortschritte bei den Montage-Anlagen erzielen. Das internationale Austauschprogramm wird weiter ausgebaut werden.

Ausblick 2024: Was wird uns in der SHW erwarten?

Aktuell bauen wir ein Bremsscheibenwerk in Haimen (China) auf, wo wir im zweiten Quartal mit der Produktion starten möchten. Die ersten Aufträge für namhafte Kunden und für den IAM Markt sind schon in der Pipeline. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn die ersten Bremsscheiben vom Band laufen.

Auch wird 2024 die Arbeit am Thermal Modul fortgesetzt. Es sind noch viele Arbeitspakete zu erledigen.

Gleichzeitig bereiten wir uns auf die Fortsetzung der Rezession in Deutschland vor. Ich erwarte, dass es ab dem zweiten Quartal zu einer weiteren Korrektur nach unten kommt.

Besonders intensiv müssen wir uns mit der europäischen Supply Chain, mit unseren Lieferanten auseinandersetzen und Produkte mit einem hohen Energiekostenanteil verlagern.

Also es wird auch 2024 viel zu tun geben.

In der Automotive-Industrie stehen in den nächsten Jahren sicher einige Herausforderungen an. Die SHW setzt jedoch weiterhin auf den Ausbau der Ausbildungsplätze und die Steigerung der Azubi-Zahlen. Warum sollte man sich als junger Mensch entscheiden, in so einer Branche die Ausbildung zu starten?

Ob Verbrennungsmotor, Elektrofahrzeug oder andere Antriebsarten: Mobilität ist seit jeher ein Grundbedürfnis der Menschheit, Mobilität wird es immer geben. Daher ist diese Branche aus meiner Sicht nicht nur sehr interessant und zukunftsorientiert, sondern auch eine Branche mit einer Vielzahl an Berufsmöglichkeiten: Vom Zerspanungsmechaniker über den Konstrukteur bis hin zum Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung oder Mechatronik – die Automobilindustrie bleibt auch in Zukunft ein guter Arbeitgeber.

Innerhalb des Konzerns bieten wir sehr gute Karrierechancen, nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Alles in allem kann man sagen, dass die SHW auch das Unternehmen der nahezu unbegrenzten Berufsmöglichkeiten ist – und auch in Zukunft bleiben wird.

Nun sind wir am Ende von unserem Gespräch angelangt. Herr Plasser, haben Sie noch abschließende Worte für 2024?

Die Situation ist aufgrund verschiedener Umstände sicher nicht einfach. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir bei der SHW die Herausforderungen der nächsten Jahre sehr gut meistern werden, wenn wir uns anstrengen und klug vorgehen. Das schaffen wir aber nur gemeinsam. Jeder Mitarbeiter muss seine Aufgaben sorgfältig machen und im Team an einem Strang ziehen. Wir haben tolle Produkte und ein enormes Know-how bei der SHW. Mobilität wird es immer geben. Wie sie sich verändert, werden wir nicht nur miterleben, sondern auch mitgestalten.

Abenteuer Kanada – Als Instandhalter internationale Erfahrung sammeln

Eines Tages Erfahrung im Ausland sammeln – einen Traum, den sich über eine Million Deutsche jährlich auch erfüllen. Als deutsches Traditionsunternehmen mit zahlreichen internationalen Standorten unterstützt die SHW Mitarbeitende dabei, die diesen Schritt gehen möchten. Sven und Nikita haben 2023 den Sprung gewagt, um Erfahrung am SHW-Standort in Kanada zu sammeln.

Du möchtest nach Kanada ziehen und hast Erfahrung in der Instandhaltung?
Bewirb dich gleich per Mail oder erfahre im Text unten noch mehr über die Arbeit bei SHW in Kanada.

Der SHW-Standort in Brampton, Teil der Greater Toronto Area

Der kanadische SHW-Standort wurde 2014 eröffnet und befindet sich seitdem in stetigem Wachstum. Mit der konzernweiten, jahrzehntelangen Expertise in der Herstellung von Automotive-Komponenten hat sich die SHW rasch in Kanada etabliert und beliefert diverse nordamerikanische Automobilkunden.

Damit in der gut wachsenden Produktion alles rund läuft, ist ein gut eingespieltes und qualifiziertes Maintenance-Team essenziell. Die SHW setzt dabei auf ein ausgewogenes Team aus Locals und Expats. Deutsche Kolleginnen und Kollegen bringen meist tiefere Automobilerfahrung mit und können so ihre Expertise direkt vor Ort einbringen, um Prozesse noch weiter zu optimieren und das Team im Gesamten voranzubringen.

Sven kam mit Freundin und Hund nach Kanada

Einer von ihnen ist Sven Granz. Der langjährige SHW-Kollege hatte Lust auf einen Tapetenwechsel und entschied sich im Mai 2023 für einige Zeit das Team in Kanada als Maintenance Supervisor zu unterstützen.

Mit seinem Team wartet und inspiziert er Maschinen, Anlagen und Systeme und stellt so die technische Betriebsführung vor Ort sicher. Gleichzeitig schult er vor Ort konstant weiter und verbreitet so den Spirit von „German accuracy“.

Nikita unterstützte Sven für 6 Monate bei der Arbeit

Unterstützt wurde er dabei von weiteren deutschsprachigen Kollegen wie Nikita Becker, der für ein halbes Jahr die vertraute Umgebung in Deutschland verlassen hat und Sven tatkräftig unterstützt hat – trotz seines jungen Alters von 21 Jahren. „Ich wollte gar nicht viel überlegen, sondern habe sofort zugesagt. Und das hat echt super geklappt“, so Nikita.

Wir unterstützen dich bei deiner Auswanderung nach Kanada und deiner erfolgreichen Einstellung

Du bist bereit für eine neue Herausforderung? Wir suchen Unterstützung für unser kanadisches Team und sind auf der Suche nach motivierten Instandhaltungs-Mitarbeitenden, die Lust auf eine spannende Auslandserfahrung haben. Wir unterstützen dich in allen Belangen – egal ob bei der Beantragung des Arbeitsvisums, bei der Wohnungssuche oder der bestmöglichen Integration vor Ort. Bei Interesse freuen wir uns auf Emails an Larissa Erne, Human Resources Officer am Standort in Kanada.
larissa.erne@shw-automotive.com

Ausgliederung des Geschäftsbereichs Pulvermetallurgie

Aalen-Wasseralfingen – Mit Wirkung zum 01.09.2023 wurde der Geschäftsbereich Pulvermetallurgie der SHW mit Sitz in Aalen im Rahmen einer Neustrukturierung neu aufgestellt. Die SHW Powder Systems GmbH ist ab sofort der verantwortliche Partner rund um den Bereich Sinterbauteile. Das Unternehmen bleibt weiterhin zu 100% Teil des SHW-Konzerns.

Experten im Bereich der Pulvermetallurgie seit 1968

Der SHW-Konzern steht seit Jahren für innovative Entwicklung und intelligente Fertigung im Automotive-Bereich. Mit rund 1.700 Mitarbeiter:innen an neun Standorten weltweit werden täglich Komponenten für die Automobilindustrie, den LKW- und Off-Highway-Bereich sowie für Agrar- und Baumaschinen gefertigt. Das Produktportfolio reicht dabei von hochtechnologischen Pumpen, über integrierte Kühl- und Schmiermodule bis hin zu High Performance-Bremsscheiben für sämtliche konventionellen, hybriden und elektrischen Antriebsstränge.

Seit 1968 fertigt der Bereich Pulvermetallurgie mit innovativen Umform- und Fügelösungen hochpräzise und hochfeste Sinterbauteile für Motor- und Getriebeölpumpen, hochverdichtete Zahnräder, Komponenten für Nockenwellenhersteller sowie gerad- und schrägverzahnte Zahnräder. Ab September wird dieser Bereich ausgegliedert und unter dem Namen „SHW Powder Systems GmbH“ als eigenständiges Unternehmen geführt und bleibt als 100% Tochter der SHW Automotive GmbH Teil des Konzerns.

Über SHW

Die SHW AG ist weltweit führender Hersteller von CO2-optimierten Pumpen, Motorkomponenten für sämtliche Antriebsstrangkonzepte sowie von High Performance Bremsscheiben für die internationale Automobilindustrie, den Truck- und Off-Highway-Markt sowie Agrar-, Baumaschinen, Stationärmotoren oder Windkraftanlagen.

Soziale Verantwortung zeigen: SHW Automotive GmbH übergibt Sachspende an die Habila GmbH

Am 1. August 2023 fand die Übergabe einer Sachspende an die Habila GmbH am SHW-Standort in Aalen statt. Dabei wurden der Habila GmbH neuwertige Schutzhandschuhe für mehrere tausend Euro überreicht. Anwesend bei der Übergabe waren Anton Hirschmann (Geschäftsführer & Werkleiter), Christoph Seiler (Personalreferent Standort Aalen) sowie Thomas Gärtig (Habila Produktionsleiter) und Thomas Klement (Habila Leitung Region Ost-Württemberg für berufliche Teilhabe und Qualifizierung sowie soziale Teilhabe und Pflege).

Über Habila

Die Habila GmbH ist ein innovatives Sozialunternehmen, das rund 800 Menschen mit Behinderung in mittelständische Unternehmen in Baden-Württemberg integriert. Dabei werden explizit anspruchsvolle und bedarfsgerechte Arbeitsplätze in Werkstätten, Buchhandlungen oder Kantinen vergeben. Das Ziel der Habila GmbH ist es, dass alle Menschen mit Behinderung im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten qualifiziert werden und wenn möglich die Chance auf einen Arbeitsplatz erhalten. Im Ostalbkreis sind rund 180 Menschen mit Behinderungen an den Standorten in Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd tätig. Beispielsweise werden in der Werkstatt am Standort Aalen Aufträge für namhafte Firmen aus der Region bearbeitet. Im Mittelpunkt dieses Arbeitsfeldes steht die Montage einzelner Komponenten bis hin zu vollständigen Baugruppen. Dabei wird mit verschiedenen Werkzeugen gearbeitet und die fertig montierten Produkten anhand verschiedener Vorrichtungen auf Funktion und Sicherheit geprüft. Unter anderem in dieser Werkstatt werden die gespendeten Schutzhandschuhe genutzt.

Das Thema Inklusion wird in der gesamten Unternehmensgruppe groß geschrieben. Wir unterstützen daher regelmäßig mit Sach- und Geldspenden Unternehmen und Vereine, die sich in diesem Bereich engagieren. Als einer der größten Arbeitgeber in der Region haben wir eine soziale Verantwortung.

„Es ist wichtig, dass wir soziale Einrichtungen wie die Habila GmbH unterstützen. Ausgrenzung darf bei uns keinen Platz haben. Von Inklusion kann man nur profitieren: Egal ob in der Gesellschaft oder im Arbeitsalltag“, so Anton Hirschmann, Werkleiter Standort Aalen und Geschäftsführer der SHW Automotive GmbH.

Wolfgang Plasser im Interview: Mit Teamgeist und Motivation auf ein spannendes Jahr 2023

2022 war für viele Unternehmen eine bewegte Zeit. Der Krieg in der Ukraine hat die Wirtschaft vor ungeahnte Herausforderungen gestellt – vor allem im Bereich der Energieversorgung. Wir haben uns mit Wolfgang Plasser, dem CEO der SHW, über die Herausforderungen und Highlights des vergangenen Jahres unterhalten und ihn gefragt, was uns im Jahr 2023 erwarten wird.

Sehr geehrter Herr Plasser, 2022 war ein sehr turbulentes Jahr, das auch uns gefordert hat. Als weltweit agierendes Unternehmen haben wir dennoch vieles geschafft. Auf welche Highlights blicken Sie zurück?

Die SHW wurde von den Auswirkungen des Krieges sehr stark getroffen. Nicht nur der Strompreis ist enorm gestiegen, sondern auch die Kosten für sehr viele Rohstoffe. Wir hatten Kostensteigerungen von über 40 Millionen Euro zu verzeichnen und der Vertrieb war mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, diese Mehrkosten bei den Kunden einzutreiben. Im ersten Halbjahr waren die meisten Kunden nicht gesprächsbereit und es hat einige Zeit gedauert diese Gesprächsbereitschaft herzustellen. Manchmal auch mit sehr groben Maßnahmen. Und am Ende haben auch die Kunden eingesehen, dass kein Weg an Preissteigerungen vorbeiführt. Aber das war eine tolle Leistung der Vertriebsmannschaft.

Es gibt auch viele weitere Highlights: Im Bremsscheibenbereich haben wir so viele Neuaufträge geholt wie noch nie. Und zwar fast ausschließlich im Bereich der Verbundbremsscheiben, also im hochwertigen Bereich. Dadurch konnten wir 30 Mio. jährliches Zusatzgeschäft an Land ziehen, was natürlich eine sehr erfreuliche Summe ist.

Auch im Pumpenbereich waren wir 2022 erfolgreich: Wir haben den Zuschlag für die Entwicklung des Ölkühlmoduls für die neue Generation der Elektrofahrzeuge eines Premiumherstellers erhalten. Wir konnten uns dabei gegen einen sehr namhaften Wettbewerber durchsetzen. Jetzt ist es unsere Aufgabe, das Tempo bei der Entwicklung hoch zu halten. Zwar dauert es noch, bis wir die ersten Komponenten ausliefern, aber mit diesem Ölkühlmodul ist uns der Schritt vom reinen Komponentenhersteller zum Systemlieferanten gelungen.

Erfreulich ist auch unsere Entwicklung in Kanada. Dort konnten wir 2022 ein starkes Wachstum verzeichnen. Für 2023 sind bereits große Pumpenaufträge für namhafte Kunden in der Pipeline. Personell hat sich ebenfalls einiges getan: Mit dem neuen General Manager Herrn Rotermann und dem neuen Werksleiter Herrn Dr. Gärtner verstärken zwei bereits im Konzern bekannte Personen das Team am Standort Toronto, die noch enger mit den Kollegen aus Bad Schussenried zusammenarbeiten werden.

Im Truck und Off-Highway-Bereich konnten wir im vergangenen Jahr wieder einen Rekordumsatz erzielen. Und diese positive Entwicklung wird sich auch 2023 fortsetzen.

Besonders beeindruckt war ich aber von der Einsatzbereitschaft und dem Fleiß der Kollegen in China. Durch die Zero-Covid-Politik bzw. deren Maßnahmen haben vor Ort teilweise katastrophale Zustände geherrscht, wo die Bevölkerung mehrere Wochen in ihren Wohnungen eingesperrt war. Wir waren bei den ersten Unternehmen, die im Mai nach dem generellen Lockdown im Großraum Shanghai in einem sogenannten closed loop Betrieb wieder starten konnten. Wir haben im Werk sehr einfache, provisorische Duschen und Schlafplätze errichtet und ca. 40 % der Belegschaft waren freiwillig Tag und Nacht im Werk, durften nicht hinaus und haben mehrere Wochen im Unternehmen gelebt.

Neben diesen zahlreichen Erfolgen, gab es etwas, das vergangenes Jahr nicht so gelungen ist?

Ja, natürlich gibt es in einem so großen und international tätigen Konzern auch Bereiche, die nicht so gut gelaufen sind. In der Pulvermetallurgie am Standort Aalen war das letzte Jahr ein sehr schwieriges Geschäftsjahr. Dort haben wir Verluste eingefahren. Ich bin sehr froh, dass Anton Hirschmann, COO der Pankl AG, im Dezember die Werksleitung vor Ort übernommen hat und nun gemeinsam mit dem Team vor Ort, die Komplexität aus den Prozessen zu nehmen. Erste Erfolge konnten bereits erzielt werden. Wichtig ist uns, dass die Veränderungen natürlich nachhaltig und dauerhaft zu einer Stabilisierung führen. Da haben wir noch ein ordentliches Stück des Weges zu gehen. Und wenn Alle sehr sorgfältig und konsequent arbeiten, dann kann der Turnaround auch gelingen.

Ende dieses Jahres ist die Eröffnung eines Bremsscheibenwerks in China geplant. Warum haben wir uns für diesen Standort entschieden und was erhoffen wir uns davon?

China ist in vielerlei Hinsicht ein sehr attraktiver Markt für uns: Es ist der größte Automobilmarkt der Welt und unsere Verbundbremsscheibe ist einzigartig, so eine Qualität gibt es derzeit auf dem chinesischen Markt nicht. Ich bin überzeugt, dass das Werk eine Erfolgsgeschichte wird. Derzeit werden die notwendigen Maschinen beschafft, bis Ende des Jahres wollen wir das Werk hochfahren und mit Anfang 2024 anfangen zu produzieren.

Im Jahr 2020 wurde innerhalb der SHW der Entschluss gefasst, mit einer eigenständigen Brand erstmals in den Aftermarket einzutreten, was sich als totaler Erfolg entwickelt hat. Welche Pläne verfolgen wir mit SHW Performance?

SHW Performance hat sich in den letzten zwei Jahren sehr erfolgreich entwickelt. Man muss sich vorstellen, dass wir mit nur zwei Mitarbeitern gestartet sind – und sonst nichts. Durch die Unterstützung im Konzern, insbesondere durch CP Carrillo, konnten wir relativ schnell auf dem US-Markt präsent sein. Letztes Jahr konnten wir bereits 9 Millionen Umsatz generieren. 2023 hat auch schon gut begonnen. Wir haben bereits erste Aufträge von weitere Großkunden erhalten, 2 davon in den USA und einen von einem großen chinesischen Kunden.

Mittelfristig glaube ich schon, dass wir 20 % des Umsatzes im Bremsscheibenbereich im Independent Aftermarket (IAM) machen können.

Wir haben jetzt auch eine eigene, flexible Fertigungslinie für die etwas kleineren Produktionslose im IAM-Bereich bekommen und werden damit künftig auch die Lieferperfomance verbessern. Wichtig ist auch, dass wir smart verkaufen und produzieren, das heißt, dass wir uns auf hochvolumige Scheiben konzentrieren, damit das IAM Produktportfolio nicht zu breit wird.

Welche sonstigen Aufgaben kommen auf die SHW noch zu?

Das Ölkühlmodul-Projekt ist für die SHW deshalb so wichtig, weil wir die Elektromotoren selbst fertigen wollen, ohne auf externe Zulieferer zurückzugreifen. In unserer Strategie 2030 haben wir festgelegt, dass wir den Wertschöpfungsanteil bzw. die Wertschöpfungstiefe im Bereich der Elektromobilität ausbauen wollen. Mit dem Aufbau der Kompetenzen haben wir bereits begonnen, denn wir brauchen natürlich die richtigen Leute im Team. Außerdem sind wir gerade in der Anlagenauswahl, im Laufe des Aprils soll die Entscheidung fallen.

Ebenfalls im vergangenen Jahr haben wir in Bad Schussenried über 30.000 m² für unser künftiges E-Mobilitätszentrum erworben – direkt gegenüber dem bestehenden Werk. In der ersten Ausbaustufe wird dort eine Produktionshalle inklusive Büroflächen entstehen. Wir befinden uns noch in der Planungsphase, die wir voraussichtlich im 2. Quartal abschließen werden. Wann wir mit der Fertigstellung rechnen, möchte ich aufgrund der wirtschaftlichen Situation noch nicht sagen. Ursprünglich war ich davon ausgegangen, dass wir Ende 2023/Anfang 2024 fertig werden, aber im Moment sehe ich das nicht.

Aber es gibt natürlich auch andere Aufgaben, die auf uns zukommen werden. Vor allem muss ich sagen, dass wir unsere Strategie etwas geändert haben. Gerade im Pumpenbereich haben wir den Akquisitionsdruck im Vertrieb bewusst zurückgenommen und haben eine reduzierte Liste von nicht ganz 70 Mio. Durchschnittsvolumen, auch weil wir in diesem Jahr schwierige Gespräche mit unseren Kunden führen wollen, um unsere Auftragslage langfristig zu verbessern. In den letzten 12 Monaten haben wir bei SHW massiv unter den unzuverlässigen Abrufen unserer Kunden gelitten. Mal gingen sie nach oben, dann nach unten, kurzfristig nach oben und dann wieder nach unten. Um dem zu begegnen, haben wir bereits in unseren Verträgen eine Frozen Period vereinbart, die eigentlich regelt, ab wann Abrufe nicht mehr aus dem System genommen werden können. Wir haben aber gesehen, dass in dieser Zeit trotzdem Bestellungen geändert wurden. Deshalb wollen und müssen wir diese schwierigen Gespräche mit unseren Kunden führen, damit diese Schwankungen nicht weitergehen und wir bei Nichteinhaltung auch die Fixkosten tragen, die dadurch entstehen. Denn wir sind ein Unternehmen mit einer großen Verantwortung gegenüber unseren Lieferanten, aber auch gegenüber unseren Mitarbeitern.

Die Zukunft birgt viele Herausforderungen, die neue Kompetenzen im Unternehmen erfordern. Wie gelingt uns der Aufbau mit neuen Mitarbeitern?

Die Ausbildung hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Wir wollen die Anzahl der Lehrlinge weiter erhöhen. In Österreich haben wir in den letzten Jahren immer rund 10% der Belegschaft als Lehrlinge ausgebildet. Diese Größenordnung wollen wir mittelfristig auch in Deutschland erreichen.

Wir setzen zudem sehr stark auf Kooperationen mit den umliegenden Hochschulen, die wir natürlich weiter ausbauen wollen. Ich möchte auf jeden Fall mehr Praktikumsplätze anbieten, auch im Werkstudentenbereich möchte ich junge, motivierte Leute einstellen, die an spannenden Mobilitätsprojekten – vor allem im Bereich der Elektromobilität – mitarbeiten und Berufserfahrung sammeln.

Darüber hinaus bieten wir die Ausbildungsform „Studium Plus“ an. Jugendliche mit Abitur oder Fachhochschulreife können parallel zur Ausbildung ein Bachelorstudium in Kooperation mit Hochschulen absolvieren. Dies bieten wir in den Bereichen „Mechatronik und Digitale Produktion“ und „Maschinenbau mit Ausbildung zum Industriemechaniker“ an.

Die SHW ist ein sicherer und krisenfester Arbeitgeber. Ich denke, das haben wir in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis gestellt. Außerdem haben junge Menschen bei uns die Chance, die Zukunft der Elektromobilität maßgeblich mitzugestalten.

2023 wird ein spannendes Jahr für die SHW werden. Möchten Sie abschließend noch etwas sagen, Herr Plasser?

Ich möchte erwähnen, dass wir bei der SHW wirklich eine großartige Mannschaft haben, die sehr motiviert ist und gute Arbeit leistet. Wir haben uns in den letzten Jahren trotz Krisen, Covid und Co. gut geschlagen. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren in allen Bereichen etwas bessere Ergebnisse zu erreichen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird.

Lieber Herr Plasser, vielen Dank für das spannende Interview.

Verantwortung übernehmen für nachhaltiges Handeln

Dass der industrielle Sektor einen erheblichen Teil der Treibhausgas-Emissionen verursacht, ist unlängst bekannt. Als weltweit agierendes Unternehmen tragen wir als SHW nicht nur Verantwortung für unsere Mitarbeiter:innen und Kunden, sondern auch für die gesamte Gesellschaft.
Dieser großen Verantwortung stellen wir uns und arbeiten mit vereinten Kräften daran, unseren CO2-Fußabdruck stetig zu verringern und bis zum Jahr 2030 eine klimaneutrale Produktion (für die Scope 1- und Scope 2-Emissionen nach Greenhouse Gas Protocol) an unseren deutschen Standorten zu erreichen. Verbindlich verankert ist dieses Ziel in der Unternehmensstrategie 2030.

Doch welche Handlungsfelder bestehen, um den CO2-Fußabdruck zu minimieren und somit das nachhaltige Handeln des Unternehmens voranzubringen?

Fokus Energieeinsatz

Ein besonders relevanter Bereich ist der Energieverbrauch. Mit über 70 Terrawattstunden Stromverbrauch im Jahr 2021 an den deutschen SHW Standorten liegt hier ein enormes Potential zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen. Über diverse Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz wird an allen Standorten kontinuierlich daran gearbeitet, den Energieverbrauch zu senken. Ein Beispiel hierfür stellt die Wärmerückgewinnung dar. Überschüssige Wärme von technischen Anlagen wie etwa Kompressoren oder Waschanlagen wird über Wärmetauscher aufbereitet und zum Beheizen der Produktionshallen im Winter verwendet. So wird zum einen die Abwärme wiederverwertet und gleichzeitig der Energiebedarf für die Heizung verringert. Durch die etablierten Energie- und Umweltmanagementsysteme werden SHW-weit fortlaufend neue Programme zur Effizienzsteigerung entwickelt und neue Ideen und Maßnahmen aus allen Fachbereichen betrachtet.

Strom aus regenerativer Energie.

Seit diesem Jahr werden alle deutschen Standorte der SHW mit Ökostrom aus regenerativer Energiegewinnung versorgt. Dies trägt maßgeblich dazu bei, den indirekten CO2-Ausstoß zu verringern. Durch diesen Schritt werden pro Jahr etwa 25.000 Tonnen CO2 vermieden. Darüber hinaus wird aktuell an allen Standorten geprüft, wo eine eigene Stromerzeugung mittels Photovoltaik möglich ist. Erste Konzepte hierfür liegen bereits vor und werden auf ihre Machbarkeit hin bewertet.

Verwertung von Sekundärrohstoffen

In der Materialbeschaffung für die Produktion wird vor allen Dingen auf den Einsatz von wiederverwerteten Rohstoffen geachtet. Diese sogenannten Sekundärrohstoffe sind beispielsweise Stahlschrott oder Aluminiumspäne. Besonders bei der SHW Brake Systems konnten hierbei bereits beachtliche Fortschritte erzielt werden. Metallspäne, die bei der Bearbeitung der Bremsscheiben am Standort Neuhausen o. Eck entstehen werden in der Gießerei in Tuttlingen wiederverwertet und zu neuen Rohlingen für Bremsscheiben in Form gegossen.
Die Wirksamkeit der Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit können jährlich im Rahmen der Berichterstattung verfolgt werden. Auf Pankl-Konzernebene wird ein Nachhaltigkeitsbericht nach GRI-Standard veröffentlicht. Weiter wird für alle SHW Standorte ein Corporate Carbon Footprint (CCF) nach Vorgaben des Greenhouse Gas Protocol erstellt.

Gemeinsam stellen wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung und nehmen uns dem Thema Nachhaltigkeit an.

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Der erste Schritt ins Berufsleben:
Deine Ausbildung bei SHW

Die SHW entwickelt tagtäglich Produktlösungen für eine nachhaltige Mobilität. Um führender Systemlieferant in der Automotive- und Truck- & Off-Highway zu werden, braucht es Fachkräfte, die motiviert sind, und sich stetig weiterentwickeln. Deshalb setzen wir auch sehr stark auf die eigene Ausbildung. Wir haben mit Andreas Weber (AW), Head of Human Resources gesprochen, warum dieser Bildungsweg so vielversprechend ist.

I: Herr Weber, warum ist die Ausbildung bei SHW eine gute Entscheidung?

AW: Wir bieten für jeden Bewerber den passenden Ausbildungsplatz. Egal ob gewerblich, technisch oder kaufmännisch: Bei uns gibt es viele spannende Ausbildungsberufe. Durch den (Metall-) Tarifvertrag genießen unsere Auszubildenden auch von Beginn an gute Sozialleistungen und ein eine großzügige Ausbildungsvergütung. Zusätzlich dazugibt es diverse Benefits, wie u.a. Dienstradleasing, lustige Ausflüge oder arbeitsmedizinische Betreuung.

I: Gibt es die Möglichkeit vor der Bewerbung das Unternehmen kennenzulernen. Welche Möglichkeiten haben angehende Auszubildende bei SHW?

AW: Wir bieten Schülern und Studenten ständig über Praktikum, Werkstudententätigkeit oder duales Studium die Möglichkeit an, den Betrieb und die unterschiedlichen Bereichen kennenzulernen und eine erste berufliche Erfahrung zu sammeln. Auch während der Ferialarbeit bekommen Jugendliche die Gelegenheit Praxiserfahrung zu sammeln.

I: Was zeichnet SHW als guten Ausbildungsbetrieb aus?

AW: Wir legen großen Wert auf einen starken Bezug zur Praxis. Das macht die Ausbildung kurzweilig und interessant. Unsere Ausbilder: innen sind zudem bestrebt, eine angenehme Lernatmosphäre zu schaffen, schließlich soll die Ausbildung auch Spaß machen. Wir fördern den Teamgeist mit spannenden Ausflügen, Trainings und geben interessierten Auszubildenden die Möglichkeit, unsere Schwesterfirma Pankl Racing Systems in Österreich im Rahmen eines Austauschprogramms kennenzulernen.

I: Wo sehen Sie die Zukunft der Ausbildung?

AW: Ausbildung hat immer Zukunft! Sie ist der erste Schritt ins Erwerbsleben und bietet die Basis für die spätere berufliche Entwicklung. Auf eine erfolgreiche Berufsausbildung lässt sich immer aufbauen, dabei ist die praktische Ausrichtung der Berufsausbildung oftmals ein großer Pluspunkt.

Du möchtest deine Karriere mit Ausbildung bei SHW starten? Alle Ausbildungsberufe findest du hier. Falls du Hilfe beim Erstellen deiner Bewerbungsunterlagen benötigst, findest du hier Vorlagen für einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben.
Bewirb dich jetzt auf Ausbildung bei SHW Wir freuen uns schon auf dich!

Auf Goldkurs – SHW-Kollegin fährt der Konkurrenz Davon

2021 wird Laura Süßemilch noch lange in Erinnerung bleiben. Wir haben das Radsport-Talent, die ihre Ausbildung zur technischen Produktdesignerin bei der SHW absolviert hat, in Bad Schussenried zum Interview getroffen und mit ihr über die steile Karriere, Olympia und ihre weiteren Pläne gesprochen.


LK: Laura, wann bist du das erste Mal in die Radsportwelt eingetaucht?

Mein Bruder ist damals mit 8 oder 9 Jahren sein erstes Rennen gefahren, in Bad Schussenried. Und natürlich: Was der große Bruder macht, will die kleine Schwester auch. So sind wir dann beim RSC Biberach gelandet, wo ich jetzt noch immer Mitglied bin.

LK: Und seitdem hat dich das Fieber gepackt?

Erstmal war das nur ein Hobby. Ich habe nie gedacht, dass ich das einmal so lange machen würde. Es kam dann aber so, dass ich früh in die Nationalmannschaft aufgenommen wurde und dann wollte ich mehr. Da war es für mich super, dass ich meine Ausbildung bei der SHW machen konnte, weil ich seitens der Firma sehr unterstützt wurde. Training, Arbeit und die vielen Rennen – das war zeitlich sehr schwierig.

LK: Und nach deiner Ausbildung?

Damit ich weiter dem Radsport nachgehen konnte, habe ich von der SHW einen Halbtagsvertrag bekommen, was für mich wunderbar funktioniert hat. 2018 bin ich dann schließlich zur Bundeswehr gegangen, um mich noch mehr auf den Sport zu konzentrieren.

LK: Wie bist du in die deutsche Frauen-Vierer-Mannschaft reingekommen, die kürzlich zur „Mannschaft des Jahres“ gekürt wurde und damit dem FC Bayern München gefolgt ist?

Das war ein langer Weg. Ich habe mich vom Junioren-Team in die zweite Mannschaft hochgearbeitet und fuhr dann einen richtig guten Weltcup in Hong Kong. Daraufhin bin ich dann mit Hilfe meines Trainers in die erste Mannschaft aufgestiegen. Da waren wir immer zu siebt und sind viel um die Welt gereist.

LK: Und dann bist du auch zu den Olympischen Spielen in Tokio (2021) geflogen.

Genau. Leider hatte ich davor im Winter ziemliche Probleme mit meinem Rücken. Deshalb konnte ich kein Krafttraining machen, was auf der Bahn allerdings enorm wichtig ist. Ich habe dann darum gekämpft, als Fünfte mitfliegen zu dürfen, um den Fuß in der Tür zu haben. Deshalb sehe ich es überhaupt nicht als Niederlage, „nur“ als Ersatz dabei gewesen zu sein, sondern eher als Ansporn. Dass es am Ende dann auch noch so kam, dass ich bei der EM und WM fahren durfte und schlussendlich gewonnen habe, damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet.

LK: Wie war das, als du bei der WM im finalen Rennen um Gold gekämpft hast?

Ich war sehr aufgeregt und habe probiert, mich zusammenzureißen und voll zu fokussieren. Im Rennen selbst habe ich vom Drumherum rein gar nichts mehr mitbekommen. In den finalen Momenten habe ich mich sehr gequält und dachte mir nur: „Reiß dich zusammen! Wenn wir jetzt stürzen, ist alles vorbei.“ Als mein Team dann schon ein paar Meter vorm Ziel zu jubeln begann, bin ich noch eine halbe Runde weitergefahren, bis ich den Sieg realisieren konnte.

LK: Möchtest du wieder einmal in deinen alten Beruf zurückkehren?

Das kann ich mir absolut vorstellen. Nur Sport allein ist mir auch jetzt schon zu wenig. Ich muss auch immer etwas für den Kopf machen, für die Zeit danach. Jetzt mache ich gerade noch mein Fernabitur, vielleicht folgt dann noch ein technisches Studium. So bin ich dann flexibel für die Zeit danach.